Bergmännischer Kulturverein Bad Bleiberg

BBU

CHRONIK DES BLEI- UND ZINKBERGBAUES IN BEZUG ZUR BLEIBERGER BERGWERKS UNION

Benutzte Literatur: Aus dem Buch „Zwischen Staat und Markt“ vom Verlag des Kärntner Landesarchivs

13. Jh.
Wahrscheinlich Beginn des Bleibergbaus im Bleiberger Tal von Villach aus.
1311
Die erste Erwähnung des Metalls Blei in einer Verpfändungsurkunde des Bamberger Bischofs an König Heinrich von Böhmen.
1333
Bestätigte Bischof Werntho dem Heinrich Putigler ein Burglehen „auf dem Bleyberg bei Villach“.
1335
Der bambergsche Bischof verpfändet dem Landeshauptmann Graf Ulrich von Pfannberg seine Besitzungen in Kärnten, unter anderen auch „goltperk und pleyperk“. Ab dieser Zeit häufen sich die Urkunden, so dass der Wert des Bergbaus, dessen Regelmäßigkeit und der Wert des Bleiberger Bleis als Handelsgut belegt sind.
1480-1500
Erste Blüte des Bleiberger Bergbaus.
1495
Am 5. Juli 1495 bekommen die Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger von Bischof Heinrich von Bamberg und Abt Christof von Arnoldstein die Erlaubnis, eine Seigerhütte und ein Schloss bei Arnoldstein zu errichten (Fuggerau).
1493-1496
Die erste Bleiberger Bergwerksordnung wird durch die wichtigsten Gewerken, den Bamberger Vizedom und seine Amtleute in Villach festgesetzt. Die endgültige Fassung wird 1496 vom Bischof bestätigt.
1550
Der Bergrichter Georg Ainichhofer verfasst die neue Bamberger Bergwerksordnung für Bleiberg, die von Bischof Weigand von Bamberg erlassen wird.
1570
Die Fugger verkaufen die Fuggerau wieder an das Kloster Arnoldstein.
1580-1620
Äußere und innere Krisen – Gegenreformation, Wandel in der Weltwirtschaft, kriegerische Auseinandersetzungen bzw. veränderte Produktionsverhältnisse durch die schwieriger werdende Wasserhaltung – lassen die Produktion auf einen Tiefstand von 102,5 Tonnen Blei im Jahr absinken. Die Zahl der Gewerken sinkt.
1665
Die Fugger scheiden als Gewerken im Bleiberger Bergbau aus.
1759
Der Bamberger Bischof verkauft seine Güter in Kärnten an den österreichischen Staat.
1768
Der Staat erwirbt die Gewerkschaft Christof Ebner und wird Unternehmer in Bleiberg.
1809-1815
Der Villacher Kreis und Bleiberg befinden sich unter französischer Herrschaft.
1821
K. k. Bergverwalter Leopold Prettner unterbreitet seinen Vorschlag zur Gründung einer Hauptunion in Bleiberg.
1867
Die Bleiberger Bergwerks Union wird gegründet.
1872
Erste Versuche mit dem Sprengstoff Dynamit in Bleiberg. Erste Versuche mit einer hydraulischen Bohrmaschine.
1876
Die Bleiberger Gruben werden erstmals mit jenen in Kreuth verbunden.
1879
Der große Lawinenabgang in Bleiberg fordert 41 Tote.
1882
Die BBU errichtet in Arnoldstein-Gailitz eine Bleihütte und konzentriert dort ihre Hütten und Fabriken.
1886
Mit dem jungen Bergverwalter Thomas Glantschnig beginnt im Unterkärntner Bergbau Mieß der Aufschwung.
1892-1912
In diesem Zeitraum beginnt die Elektrifizierung des Bergbaus in Bleiberg-Kreuth und Mieß: Förderung mit elektrischer Grubenbahn (1892), Bau des Kraftwerks Roter Graben (1896), weitere Kraftwerke, Aufbereitung in Serijav/Scheriau.
1893
Die BBU kauft den Besitz der Firma Rainer in Unterkärnten. Damit ist der größte Teil der Bleiindustrie in Kärnten in der Hand der Union. Ein Grossbrand äschert die halbe Ortschaft Bleiberg ein.
1894
Der Franz-Josef-Stollen wird im Kadutscher Graben in der Nähe der Strasse nach Villach angeschlagen und gleichzeitig nach Osten und Westen vorangetrieben.
1900
Die BBU erwirbt das Unternehmen von Johann Paul Herbert und ist führender Erzeuger des Farbstoffes Bleiweiss.
1902
Am 1. Juli kauft die BBU die letzte freie Gewerkschaft Wodley in Kreuth.
1911
Der Franz-Josef-Stollen wird fertig gestellt. Er ist nun das zentrale Element in der Wasserhaltung des Bergbaus und Hauptschlagader für den Betrieb.
1914-1918
Der erste Weltkrieg ist gekennzeichnet durch die Ausplünderung der Lagerstätten und die sinkende Leistung
der Belegschaft aufgrund von Hunger und Auszehrung. Die Gesellschaft zahlt Dividenden bis zu 40%.
1918-1921
Die BBU muss für ihr wichtiges Werk im Mießtal aufgrund der neuen Grenzen zu Jugoslawien und der Nationalisierungsbestrebungen des SHS-Staates eine englische Mantelgesellschaft gründen (Central European Mines).
1926
In Wien wird die BBU-Handelsgesellschaft Metall und Farben AG gegründet.
1930
Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zwingen zur Kündigung von einem Viertel der Belegschaft und zur Einstellung der Bergbaue Eisenkappel und Dirstentritt.
1931
Am 18. April werden der Bergbau Bleiberg und ein teil der Gailitzer Betriebe stillgelegt.
1932
Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der österreichischen Regierung über einen Bleizoll und ein Bleieinfuhrverbot wird am 1. März der Betrieb in Bleiberg wieder aufgenommen. Gustav Heinisch wird neuer technischer Direktor der BBU. Unter seiner Führung beginnt die Anbindung des Bergbaus an den Staat.
1934
In der früheren Bleifarbenfabrik in Gailitz wird eine Lithoponefabrik errichtet.
1938-1945
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich beginnt die Eingliederung der BBU in den deutschen Wirtschaftsraum. Als Folge davon wird ein umfangreiches Investitionsprogramm, gestützt durch „verlorene Zuschüsse“, günstige Darlehen und Einbindung ins „Förderprämienverfahren“, durchgeführt.
1938
Die „preußische Bergwerks und Hütten Aktiengesellschaft“ wird Hauptaktionär.
1939
Das Investitonsprogramm beginnt mit dem Grubenausbau, dem Neubau der Flotation Antoni-Ost und dem Bau von Wohnungen und Bädern. In Wien wird die Zinkhütte Neu-Erlaa arisiert.
1940
Gründung der Kärntner Bergwerksgesellschaft (KBG) zum Betrieb der Bergbaue Buchholzgraben bei Dellach im Drautal (Quecksilber), Rabant in Oberkärnten (Antimon) und Schlaining im Burgenland (Antimon).
1941
Aufgrund der Ausdehnung des Zweiten Weltkrieges auf den Balkan durch das nationalsozialistische Deutschland übernimmt die BBU wieder die direkte Verwaltung des Bergbaues im Mießtal.
Werksdirektor wird Emil Tschernig. Die BBU bekommt die Verwaltung einer Reihe von weiteren Betrieben übertragen.
1942
Der Bergbau Rubland auf der anderen Seite des Bleiberger Erzgebirges wird gepachtet, Rabant gekauft. In Rubland beginnt die unwirtschaftliche Molybdängewinnung.
1943
In Mieß leidet der Betrieb unter den fortgesetzten Attacken der Partisanen. Die BBU beschäftigt in ihren Werken 3504 Personen.
1944
Die Bergbaue Mieß und Bleiberg beginnen sich immer mehr zu erschöpfen. Im Jänner wird die Klagenfurter Zentrale durch einen Bombentreffer teilweise zerstört.
1945
Die BBU übersteht den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet. Das Vermögen der BBU wird unter die Aufsicht der britischen Proberty Conrol gestellt und über das Unternehmen die öffentliche Verwaltung verhängt.
1946
Aufgrund des Gesetzes vom 26. Juni wird die BBU verstaatlicht und im Oktober von den britischen Behörden an den österreichischen Staat übergeben.
1946-1955
Bei der BBU beginnt ein ehrgeiziges Investitionsvorhaben mit dem Schwerpunkt auf dem Ausbau der Hütten und Fabriken. In den folgenden Jahren werden die Lithoponefabrik, die Rösthütte/Schwefelsäurefabrik und die Zinkelektrolyse errichtet.
1947
Der frühere Werksleiter in Arnoldstein, Reinfried Uchann, wird zum öffentlichen Verwalter bestellt. In der Bleihütte beginnt die Altmaterialaufbereitung.
1950
Im Mai wird die neue Lithoponefabrik in Betrieb genommen.
1951
Mitte des Jahres wird die Rösthütte/Schwefelsäurefabrik in betrieb genommen. Nach der ersten Hauptversammlung erfolgt am 30. Juli 1951 die erste Aufsichtsratssitzung der BBU nach dem zweiten Weltkrieg, und mit 17. September 1951 wird die öffentliche Verwaltung aufgehoben. Vorstände werden Reinfried Uchann und Gustav Heinisch, später kommt Franz Primas dazu. In Bleiberg bricht die Thermalwasserquelle in den Bergbau ein, die Grundlage für den späteren Thermentourismus in Bleiberg.
1952
Die BBU hat erstmals nach dem zweiten Weltkrieg wieder über 2000 Beschäftigte.
1955
Im September kommt das erste Eletrolytzink aus der neu erbauten Elektrolyse in Arnoldstein auf den österreichischen Markt.
1957
Emil Tschernig löst Franz Primas als Vorstand ab. In der Zinkhütte wird erstmals Germaniumkonzentrat erzeugt.
1961
Die seit 1954 schwellende Finanzkrise wird durch den Ministerratsbeschluss vom 30. Mai, bei dem die Stundung der Tilgung von ERP – und staatlichen Krediten beschlossen wird, beendet.
Im Oktober wird die Superphosphatfabrik eröffnet, die den süd und ostösterreichischen Raum mit Kunstdünger beliefert.
1962-1963
In Arnoldstein wird ein neuer Verhüttungsprozess, das „Bleiberger Rundherdofen-Verfahren“, entwickelt und patentiert.
1963-1964
1963 tritt Emil Tschernig in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Martin Schützelhofer, der dem Unternehmen bis 1986 vorsteht. Durch die Aufnahme der Produktion von Stabilisatoren für PVC und Metallstearaten macht die BBU den Schritt in die entwicklungsfähige Kunststoffindustrie.
1965
Am 9. Oktober ist mit dem im Jahre 1961 angeschlagenen Rublandstollen die Verbindung mit dem Revier Rubland geschafft. Nach 210 Jahren Betriebszeit wird in Klagenfurt die Bleiweißfabrik gesperrt und später geschleift.
1966-1967
In Kreuth wird der Hauptförderschacht Antoni fertig gestellt.
1968-1971
Durchführung des Projektes „Produktionsausweitung Bergbau Bleiberg“. Es wird die Einführung eines neuen Abbauverfahrens eingeleitet, die Bohr- und Ladearbeit mechanisiert und auf Großraumförderung umgestellt.
Die Aufbereitung wird durch eine moderne Sink-Schwimmanlage und durch eine zentrale Flotation erneuert. Die Verlegung des Schwerpunktes in den Westen des Bleiberger Bergbaus (Kreuth) beginnt.
1968
Sinkende Metallkurse zwingen zu Betriebseinschränkungen bei der Grube Stefanie. Die verbesserte wirtschaftliche Lage ab dem Jahr 1970 verhindert eine Schließung.
In der Bleihütte wird statt der alten elektrostatischen Gasreinigung eine moderne Sackfilteranlage eingebaut.
1971
Das Ziel des Programms, die Versorgung der Zinkhütte mit eigenen Erzkonzentraten, wird erreicht.
1972-1978
In diesem Zeitraum wird das ehrgeizigste Investitionsprogramm in der Geschichte der BBU abgeschlossen. Insgesamt werden 754 Mio. Schilling (54 Mio. Euro), meist aus Fremdmitteln, für den Bergbau,
die Erweiterung der Zinkhütte, die Schwefelsäurefabrik und die Stabilisatorenfabrik investiert.
1972
Ein neues Abbauverfahren, der „Bleiberger Teilsohlenbau mit scheibenartigem Verhieb und Magerbetonversatz“, wird angewandt. In Arnoldstein wird ein Kurztrommelofen (Dörschelofen) in Betrieb genommen. Die Lithoponeproduktion wird aufgegeben.
1973
In der Rösthütte werden die alten Wirbelschichtöfen stillgelegt und moderne Wirbelschichtröstöfen in Betrieb genommen. Die Aufbereitungsanlage für Akkumulatorenschrott geht in betrieb. Erstmals werden in Bleiberg aufgrund des Investitionsprogramms im Bergbau über 300.000 Tonnen Grubenroherz gefördert.
1974
Im Aufsichtsrat wird der Beschluss für den Neubau und die Erweiterung der Zinkelektrolyse mit 25.000 Tonnen Jahresleistung gefällt. Im selben Jahr erfolgt die einzige Dividendenzahlung an die Eigentümer.
1975
Das neue Verwaltungsgebäude, der Werkstättenbau und das Materialmagazin werden in Betrieb genommen. Baubeginn für den Neubau der Zinkelektrolyse. Am 1. Jänner 1975 wird nach 150-jähriger Betriebsdauer die Schrotfabrik stillgelegt. Am 13. September eröffnet Bundeskanzler Kreisky die neuen Produktionsanlagen der Stabilisatorenfabrik in der ehemaligen Lithoponehalle.
1976
Erstmals werden in Bleiberg über 400.000 Tonnen Grubenroherz gefördert.
1977
Am 1. Dezember wird die alte Elektrolyse stillgelegt und die Produktion mit der neuen begonnen. Ausgelöst durch zu hohe Kosten und sinkende Weltmarktpreise beginnt die Krise der BBU.
1979
Mit 488.899 Tonnen Grubenroherz wird die größte jemals in Bleiberg erreichte jährliche Förderung erzielt.
1980
Anfang April kommt im Bereich der Kalkscholle das Gebirge ins Rutschen. Die Absenkung von über 1,33 Metern dauert bis Ende April. Statt 350.000 Tonnen Grubenroherz für die gesamte Grube Kreuth können nur 292.000 Tonnen gefördert werden.
1983
Im Bergbau wird die Verlustgrenze von 100 Mio. Schilling (7 Mio. Euro) überschritten. Ein erster Sanierungskurs beginnt. Ein Unternehmenskonzept wird ausgearbeitet und der ÖIAG ein Memorandum übergeben.
1986
Die Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) wird eröffnet. Mitte des Jahres 1986 ist die BBU in ernsten Liquiditätsschwierigkeiten, die durch die Hilfe des Eigentümers ÖIAG bzw. Mittelzuführungen aus dem ÖIAG-Finanzierungsgesetz 1987 sowie durch das Entgegenkommen der kreditgebenden Banken bereinigt werden. Der alte Vorstand wird durch Adolf Salzmann und Julius Steiner abgelöst.
1987
Am 18. März wird das Unternehmenskonzept „Bleiberg Neu“ vorgestellt, das eine Konzentration auf wenige Angriffspunkte mit Personalreduktion vorsieht.
1989
1989 wird die Aufteilung der BBU in lebensfähige Teilbetriebe beschlossen und diese zur Privatisierung freigegeben. Aus der BBU enstehen die BBU-Metalle Ges.m.b.H. (BMG), die BBU-Chemie Ges.m.b.H. (BCG), die BBU-Industrietechnik Service Ges.m.b.H. (BIG), die BBU-Rohstoffgewinnung Ges.m.b.H. (BRG) und die BBU-Bergwerkstourismus Ges.m.b.H. (BBT). BMG und BCG werden privatisiert. Die Diskussion um die Gewässerverschmutzung durch die BBU-Nachfolge-Unternehmen beginnt.
1990
Im März 1990 ist das Abwasserproblem der Zinkhütte gelöst, ebenfalls im ersten Viertel des Jahres 1990 nimmt die Abwasserreinigungsanlage der Chemson ihren Probebetrieb auf.
1992
In der außerordentlichen Hauptversammlung am 10. Jänner 1992 wird die Liquidation über die BBU beschlossen. Nachdem in einer Studie des Umweltministeriums im April 1992 eine eventuelle Umweltgefährdung für die Bevölkerung vermutet wird, gerät die Diskussion um den Standort Arnoldstein zum „Umweltskandal“.
1993
Am 1. Oktober 1993 wird nach 700-jährger Bergbautätigkeit der Bergbau geschlossen.
1995
In Bleiberg beginnen die Schließungsmaßnahmen für den Bergbau, und in Arnoldstein wird die Altlastensanierung für den Standort in Angriff genommen.
2003
Über die BBU AG i. L. wird die Liquidation aufgehoben und das Unternehmen mit der VOEST-Alpine Erzberg Ges. m. b. H. verschmolzen.

2004
Übertragung der Bergwerksberechtigungen und der Rechte und Pflichten der ehem. BBU auf die GKB-Bergbau GmbH